Die angekündigte Fusion der deutschen Fernbusanbieter MeinFernbus und Flixbus bringt eine überraschende Wende im noch jungen Fernbusmarkt. Der neue Anbieter, welcher 75 Prozent der Fahrplankilometer und 66 Prozent der derzeit angebotenen wöchentlichen Verbindungen auf sich vereint, stabilisiert den Markt nachhaltig: Das Insolvenzrisiko ist äußerst gering, die zu erzielenden Synergieeffekte und der abnehmende Preisdruck im Markt sind positiv zu bewerten. Mittelfristig dürfte der neue Anbieter sogar Kandidat für einen Börsengang sein.
Über den Zusammenschluss und die Wirkung auf das Preisniveau, die Folgen für die Fahrgäste sowie den Schienenpersonenfernverkehr habe ich am vergangenen Freitag mit detektor.fm gesprochen:
Bislang war der deutsche Fernbusmarkt vor allem durch einen starken Preiskampf geprägt. Um Marktanteile zu gewinnen bzw. zu sichern, wurden Fahrten zu Preisen angeboten, die auch bei einer Auslastung von 100 Prozent nicht kostendeckend durchzuführen waren. Insbesondere Flixbus ist äußerst preisaggressiv aufgetreten und hat Marktbegleiter unter Druck gesetzt. Laut IGES-Marktbeobachtung kosten Buskunden der Kilometer zu Beginn des Jahres 2015 rund zehn Cent, Ende des Jahres 2014 waren es durchschnittlich 8,6 Cent. Da mir die aktuellen Zahlen noch nicht bekannt waren, habe ich mich im Interview auf das Preisniveau im Sommer / Herbst 2014 berufen. Ende 2013 lagen die durchschnittlichen Kilometerkosten noch bei fünf Cent. Die Preisstabilisierung wird nicht nur der Ertragslage von MeinFernbus/Flixbus zugute kommen, sondern auch die wirtschaftlichen Aussichten der kleineren Marktbegleiter verbessern und somit den Markt als Ganzes stabilisieren.
Für Fernbusreisende dürften insbesondere Fahrten auf stark nachgefragten Linien teurer werden. In Schwachlastzeiten und gering nachfragten Relationen dürften jedoch weiterhin vergleichsweise geringe Kilometererlöse zu erzielen sein. Des Weiteren kann es auf Verbindungen mit starker Konkurrenz zu lokal begrenzten Preiskämpfen und einem weiterhin geringen Preisniveau kommen.
Die Ertragssituation von Flixbus / MeinFernbus dürfte sich jedoch verbessern. Überkapazitäten auf parallel bedienten Strecken werden abgebaut und die Fahrzeugauslastung erhöht (siehe Tabelle 1). Durch eine schrittweise Zusammenführung des Liniennetzes entstehen zudem neue Verbindungen und Umsteigerelationen, welche den Fahrgästen kürzere Reisezeiten bringen können. Durch einen Taktverkehr (z.B. Hamburg – Berlin alle 30 Minuten, Köln – Frankfurt alle 30 – 60 Minuten, Stuttgart – München alle 30 – 60 Minuten) und Expresslinien (z.B. Frankfurt – München (nonstop in 4 ½ Std.), München – Köln (1 Stop in 7 Std.), Berlin – Amsterdam (1 Stop in 7 ½ Std.)) wird das Angebot weiter verbessert.
Tabelle 1: Fernbusverbindungen Berlin – Dresden am 16.01.2015 von MeinFernbus (ZOB / Alexanderplatz – Dresden Hbf) und Flixbus (ZOB – Dresden Hbf)
Unternehmen | Abfahrt (Uhrzeit) | Ankunft (Uhrzeit) |
---|---|---|
MeinFernbus | 07:55 | 10:45 |
MeinFernbus | 08:30 | 11:20 |
Flixbus | 09:00 | 11:40 |
MeinFernbus | 09:30 | 12:10 |
MeinFernbus | 09:40 | 12:30 |
Flixbus | 10:15 | 12:40 |
MeinFernbus | 11:00 | 13:45 |
Flixbus | 12:00 | 14:40 |
MeinFernbus | 12:00 | 14:50 |
MeinFernbus | 12:25 | 15:15 |
MeinFernbus | 13:30 | 16:15 |
MeinFernbus | 14:25 | 17:15 |
Flixbus | 14:45 | 17:25 |
MeinFernbus | 14:45 | 17:30 |
MeinFernbus | 16:00 | 18:45 |
Flixbus | 16:15 | 18:55 |
MeinFernbus | 16:25 | 19:15 |
MeinFernbus | 17:30 | 20:15 |
Flixbus | 18:15 | 20:55 |
MeinFernbus | 18:25 | 21:15 |
MeinFernbus | 19:00 | 21:45 |
Flixbus | 19:30 | 22:10 |
MeinFernbus | 20:25 | 23:15 |
Flixbus | 21:00 | 23:59 |
MeinFernbus | 21:30 | 00:15 |
MeinFernbus | 22:20 | 01:05 |
MeinFernbus | 22:55 | 01:35 |
Eng mit dem Thema Fernbusmarkt ist auch die zukünftige Entwicklung des Schienenpersonenfernverkehrs in Deutschland verbunden. Zu diesem Thema hatte ich Ende Oktober 2014 mit Bezug auf die Einstellung des Veolia-Angebots InterConnex zwischen Leipzig und Rostock zum Fahrplanwechsel 2014 bereits ein Interview gegeben. Das Betreiberunternehmen Veolia begründet das Aus mit der starken Konkurrenz durch Fernbusse und hohe Trassenpreise.